Spenden

8hours Europa

Recht und Politik
Aktivitäten > Nutztierschutz > 8hours Europa

Stop long animal transports

8hours ist eine Europaweite Tierschutzkampagne und ein Gemeinschaftsprojekt von unserem Partner Animals‘ Angels und dem dänischen Abgeordneten des Europäischen Parlaments Dan Jørgensen. Die Kampagne wird von zahlreichen EU Parlamentariern und anderen Europäischen Tierschutzorganisationen, insbesondere von NetAP, massgeblich unterstützt.

Welches Ziel verfolgt die Kampagne?

8hours verfolgt das primäre Ziel einer Höchstgrenze von acht Stunden für Transporte von zur Schlachtung bestimmter Tiere durch den Raum der EU – und damit die Abschaffung von Langzeittransporten. Wie Animals‘ Angels seit 1998 mit Tausenden Dokumentationen der Missstände bei Tiertransporten zeigt, ist die geltende EU-Verordnung (EG) 01/2005 unzureichend. Davon konnten sich auch die Freiwilligen von NetAP mehrfach persönlich überzeugen. Die Umsetzung findet aus einer Vielzahl von Gründen nur äusserst mangelhaft statt. Es ist absolut sicher, dass nur eine Zeithöchstgrenze die Missstände deutlich reduzieren kann. Aus diesem Grund ersucht 8hours die Institutionen der EU, die Transportverordnung entsprechend anzupassen.

Wie setzt 8hours seine politischen Ziele um?

Seit 1977 gibt es in der EU Vorschriften, die den Transport von „Schlacht“tieren regeln. Die derzeit gültige Fassung der EU ist die Verordnung (EG) Nr. 01/2005 des Rates vom 22. Dezember 2004 über den Schutz von Tieren beim Transport und damit zusammenhängenden Vorgängen (…). Diese Verordnung regelt den Transport lebender Wirbeltiere innerhalb der EU und gibt die entsprechenden gesetzlichen Richtlinien vor.

Eine Änderung der Transportverordnung, wie sie 8hours anstrebt, kann ausschliesslich auf Vorschlag der Europäischen Kommission geschehen, die das alleinige Initiativrecht für Rechtsetzungsakte innerhalb der EU besitzt. Der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) legt fest, dass die EU- Kommission und die Kommissare ihre Tätigkeit in voller Unabhängigkeit zum allgemeinen Wohl der Gemeinschaften ausüben müssen. 8hours kann demnach die Entscheidung der Kommission, ein Gesetz einzubringen oder zu ändern, nicht direkt beeinflussen.

Aus diesem Grund hat sich 8hours für den Weg über das Europäische Parlament entschieden, das neben dem Rat der EU das Recht besitzt, die EU-Kommission zu Gesetzesvorschlägen aufzurufen.

8hours und das Europäische Parlament

Die EU-Parlamentarier Esther de Lange, Pavel Poc, Carl Schlyter, Andrea Zanoni und Dan Jørgensen formulierten zu diesem Zweck die Schriftliche Erklärung WD 49/2011 und brachten sie im November 2011 in das EU-Parlament ein. In den Text der Erklärung floss auch das Ergebnis der von 8hours Anfang 2011 gestarteten Unterschriftensammlung mit ein: Mehr als 1 Million Unterschriften konnten bis zur Abstimmung am 15. März 2012 gesammelt werden. Über 37’000 Unterschriften kamen aus der Schweiz – ein Zeichen der Solidarität. Das Ergebnis trug massgeblich zum Erfolg der Schriftlichen Erklärung bei. Insgesamt 395 Parlamentarier stimmten dem Dokument zu und fordern eine Zeithöchstgrenze von acht Stunden. Damit hat 8hours sein Ziel im EU-Parlament erreicht: Die EU-Kommission ist nun dazu aufgerufen, entsprechend zu handeln. Sollte sie keine Gesetzesinitiative vorlegen, muss sie dem Parlament die Gründe dafür mitteilen.

Wie reagierte die EU-Kommission auf den Aufruf des Parlaments?

Am 7. Juni 2012 reisten wir zusammen mit Animals‘ Angels und weiteren europäischen Tierschutzorganisationen nach Brüssel, um bei einem Treffen mit EU-Kommissar John Dalli den Argumenten von 8hours und der Aufforderung des Parlaments Nachdruck zu verleihen. Dabei wurden die Unterschriften offiziell dem Kabinett von John Dalli übergeben. Der Kommissar erklärte schliesslich vor laufenden Kameras, „bis 2014 einen Gesetzesvorschlag innerhalb der Kommission zu kommunizieren“. Ein Vertreter von John Dalli hat dieses Statement jedoch wenige Tage später widerrufen.

8hours versucht John Dalli an seine Zusage zu erinnern

Der Widerruf der Zusage von John Dalli kam für alle Beteiligten völlig überraschend. Weder 8hours, noch die EU-Parlamentarier hinter der Schriftlichen Erklärung konnten John Dalli zu einem Statement bewegen. Als Reaktion auf die Vorgänge bot 8hours auf der offiziellen Webseite die Möglichkeit an, einen vorgefassten Beschwerdebrief an den Kommissar zu formulieren. Mehr als 30’000 Beschwerdebriefe gingen in den folgenden Tagen beim EU-Kommissar ein. Die Empörung über die strikte Ignoranz gegenüber dem Willen von mehr als 1 Million EU-Bürger blieb jedoch weiterhin unbeantwortet.

Die 8hours Konferenz in Malta

Der Druck musste aufrecht erhalten werden! Aus diesem Grund wurde eine Konferenz im Heimatland von John Dalli geplant: Malta. Über einheimische Medien wurde die Thematik verbreitet und die maltesischen Wähler über ihren Vertreter in der Kommission aufgeklärt.

Unter dem Titel „Animals Suffering in Long-Distance Transport: Ask John Dalli“ trafen sich am 28.09.2012 zahlreiche Vertreter Europäischer Tierschutzorganisationen, Veterinäre, EU-Parlamentarier und Wissenschaftler, um in Vorträgen über die Folgen von Langstreckentransporten aufzuklären. Zur Überraschung aller Beteiligten kündigte sich auch John Dalli an. Die in Vielzahl vorgetragenen wissenschaftlichen Erkenntnisse konnten den Kommissar jedoch nicht überzeugen. Auf die Filmaufnahmen mit seiner Zusage, die im Saal abgespielt wurden, reagierte der Kommissar weiterhin abwehrend: So etwas habe er nie gesagt und eine gesetzliche Verkürzung der Transportzeiten sei derzeit nicht geplant.

John Dallis Rücktritt

Nur wenige Wochen später, am 16.10.2012, ist John Dalli im Zuge einer Betrugsaffäre von seinem Amt zurückgetreten. Als Nachfolger hat die maltesische Regierung Außenminister Tonio Borg nominiert. 8hours hat bereits Kontakt aufgenommen und bald sollte sich zeigen, wie dieser zur gemeinsamen Forderung von 8hours und EU-Parlaments steht.

8hours Chronologie

2008

8hours wird von Dan Jørgensen und einem Stellvertreter der Eurogroup for Animals initiiert.

2011 – Frühjahr

Animals‘ Angels wird Schirmherr der 8hours Kampagne. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit wird die Kampagne binnen weniger Monate von mehr als 80 Europäischen Tierschutzorganisationen unterstützt.

Beginn der Europaweiten Unterschriftensammlung. Ziel: Mindestens 1 Million Unterschriften für die 8 Stunden Forderung. Über das Online Portal 8hours.eu kann die Petition von jedem EU-Bürger unterschrieben werden. Darüber hinaus sammeln Unterstützer aus vielen Ländern Europas Unterschriften auf den Strassen und während Vor-Ort Aktionen. Auch die NetAP-Freiwilligen sind fast ununterbrochen im Einsatz mit Unterschriftensammlungen oder mit Kampagnen Administrationsarbeit.

2011 – November

Die EU-Parlamentarier Esther De Lange, Pavel Poc, Andrea Zanoni, Carl Schlyter und Dan Jørgensen bringen die Schriftliche Erklärung WD 49/2011 ins EU-Parlament ein, die von der EU-Kommission eine Umsetzung der 8 Stunden Regelung fordert.

2012 – Januar

Bereits Anfang 2012 erreicht die 8hours Petition ihr Wunschziel: 1 Million Unterschriften.

2012 – Februar

Einen Monat vor der geplanten Abstimmung über WD 49/2011 im Europäischen Parlament geht die Lobbyarbeit der Aktivisten in die entscheidende Phase. EU-Parlamentarier und ihre Parteien müssen von der Dringlichkeit des Themas überzeugt werden.

2012 – 15. März

Die Lobbyarbeit der letzten Monate hat sich gelohnt: 395 EU-Parlamentarier unterschreiben die Schriftliche Erklärung. Damit spricht sich eine deutliche Mehrheit des EU-Parlaments für die 8 Stunden Forderung aus und die EU-Kommission kann erfolgreich zur Tätigkeit aufgerufen werden.

2012 – April

Die 8hours Broschüre wird auf Englisch veröffentlicht. Mit zahlreichen Informationen und Argumenten soll sie die Thematik für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich machen und von der Notwendigkeit von 8hours
überzeugen. Wenig später erscheint sie auch auf Deutsch.

2012 – Mai

Die Unterschriftensammlung von 8hours geht zu Ende. Das Endergebnis: 1’103’248 EU-Bürger unterschreiben die Petition.

2012 – 9. Mai

Die EU-Parlament Komitees ENVI und TRAN schließen sich der 8 Stunden Forderung an.

2012 – 7. Juni

Die gesammelten Unterschriften werden bei einem Treffen mit EU-Kommissar John Dalli (Gesundheit und Verbraucherschutz) offiziell dessen Kabinett übergeben. Der Kommissar versichert, dem Aufruf des Parlaments bis 2014 nachzukommen.

2012 – Juni

Ein Vertreter von John Dalli dementiert die Zusage des Kommissars. Mehr als 30’000 Beschwerdebriefe erreichen dessen Büro in den kommenden Tagen. Zu den Vorgängen äussert sich der Kommissar dennoch nicht.

2012 – August / September

Um den Druck auf John Dalli zu erhöhen plant 8hours eine Konferenz in dessen Heimatland Malta. Am 28.9. startet die Konferenz mit dem Titel „Animal Suffering in Long-Distance Transport: Ask John Dalli“ mit vielen prominenten Rednern. Überraschend erscheint auch John Dalli selbst zur Konferenz, der jedoch weiterhin sein Versprechen nicht einlösen will.

2012 – Oktober

Animals‘ Angels untersucht die Folgen von Lebendtier-Exporten aus der EU in Drittländer (Libanon). Die schockierenden Ergebnisse werden verwendet, um die für Dezember geplante Abstimmung im EU-Parlament über den Wojciechowski Report günstig zu beeinflussen.

2012 – 12. Dezember

In einer Plenarsitzung des Europäischen Parlaments stimmen 552 EU-Parlamentarier für den Report von Janusz Wojciechowski. Der vom polnischen Abgeordneten in Eigeninitiative vorgelegte Bericht fordert von der EU-Kommission eine Reihe von Verbesserungen für Tiertransporte innerhalb Europas. Auch die 8 Stunden Forderung wird in diesem Dokument wiederholt.

2013

Die Organisation Animals‘ Angels hat mit der Kampagne aufgehört. Trotz intensiver Gespräche mit zahlreichen Vertretern von Tierschutzorganisationen ist es uns nicht gelungen Mitstreiter zu finden, um die Kampagne weiterzuführen. Wir selber haben nicht die notwendigen Ressourcen um dies allein zu bewältigen. Obwohl die Kampagne somit nicht mehr weiterläuft, hoffen wir doch, dass durch die Vorarbeit in Brüssel irgendwann eine Gesetzesänderung erfolgen wird. Wir bleiben dran und kämpfen weiterhin für eine Besserstellung der „Nutz“tiere.

8hours – ein Jahr nach Übergabe der Petition

Immer noch unsägliche Leiden auf Schlachttransporten:

7. Juni 2012: Über 1.1 Millionen Unterschriften haben wir zusammen mit unserem Partner Animals‘ Angels in Brüssel übergeben. Über 1.1 Millionen Unterschriften gegen lange Schlachttransporte. Die Mehrheit des EU Parlamentes unterstützt unsere Forderung. Denn die Zustände auf den Schlachttransporten in Europa sind katastrophal!

7. Juni 2013: Über 1.1 Millionen Bürger in Europa warten immer noch vergeblich auf eine Antwort auf die Forderung einer Zeitbeschränkung für Schlachttransporte. Die Mehrheit des EU Parlamentes unterstützt noch immer unsere Forderung. Die Zustände auf den Schlachttransporten sind noch immer katastrophal.

Mehr als 1.1 Millionen Europäer fordern eine Beschränkung der Transportzeiten für Tiere, die zur Schlachtung bestimmt sind, indem sie die 8hours Petition unterzeichnet hatten.

Die Mehrheit des Parlamentes fordert eine Beschränkung der Transportzeiten für Tiere, die zur Schlachtung bestimmt sind, indem sie die Erklärung 49/2011 unterzeichnet hatten.

Unzählige Dokumentationen, Bilder und Berichte über Langzeittransporte mit Tieren, die zur Schlachtung bestimmt sind zeigen, dass nicht einmal die bestehenden Gesetze vollzogen werden.

Die Tiere leiden an Durst, Hitze oder Kälte, Platzmangel, Angst, Schmerz und an vielem mehr. Wie aus dem Bericht der Kommission hervorgeht, sind die Langstreckentransporte seit in Kraft treten des bestehenden Gesetzes massiv gestiegen und nicht etwa reduziert worden.

Obwohl der Dialog mit Kommissar Tonio Borg läuft, sind keinerlei konkrete Massnahmen in Aussicht gestellt worden, um das Leiden der Tiere auf den Langstreckentransporten zu minimieren oder zu beenden.

Es geht um Geld, um Kilos, um Stückzahlen. Es geht nie um Leben.

Wir fordern alle zuständigen Minister der EU-Mitgliedstaaten auf, angemessene Ressourcen bereit zu stellen, um wenigstens für einen Vollzug der bestehenden Verordnung zu sorgen, die routinemässig verletzt wird und um klare Position zu beziehen für eine Überarbeitung der bestehenden Rechtsvorschriften. Damit die Langzeittransporte für Tiere, die zur Schlachtung bestimmt sind, endlich enden.

Denn es geht nicht um Geld, Kilos oder Stückzahlen. Es geht um Leben!

Tiertransporte: 8hours Limite – EU Parlament stimmt ab

Im Oktober sprach sich der Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments für schärfere Auflagen bei Tiertransporten aus, die unter anderem eine grundsätzliche Begrenzung von Schlachttransporten auf acht Stunden vorsehen müssten. Anders als die Europäische Kommission halte der Ausschuss ein schnelles Handeln für notwendig, insbesondere die Verringerung der Zahl der transportierten Tiere sowie der Reisezeiten, erklärte damals der konservative polnische Berichterstatter Janusz Wojciechowski. Langstreckentransporte liessen Tiere leiden und sorgten für zusätzliche Kosten für die Verbraucher. Die Zahl der EU-weit beförderten Tiere sei von 2005 auf 2009 für einzelne Tierarten um bis zu 70 % gestiegen. Ein Drittel der Transporte dauere länger als acht Stunden.

Nun hat sich diese Woche auch das EU Parlament in Strassburg mit dem Thema beschäftigt.

In der Debatte am Dienstag äusserten sich die Vertreter der europäischen Bürger für oder gegen eine Beschränkung der Transportzeiten und eine Überarbeitung der bestehenden Regelungen. Ziemlich einig war man sich auch darin, dass Transportzeiten allein kein ausreichendes Tierschutzmerkmal sei; vielmehr müsse auch auf die Ausstattung der Fahrzeuge und einen sorgfältigen Umgang mit den Tieren geachtet werden. Kriterien wie Platzangebot und Tränken sollen auf wissenschaftlicher Basis angepasst werden. Um die Notwendigkeit langer Wege zu verringern, sollen regionale Schlachthöfe gefördert werden.

Der neue EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, Tonio Borg (Nachfolger für John Dalli – der  im Zusammenhang mit Betrugsvorwürfen zurückgetreten war), signalisierte klar, dass er eine Änderung der bestehenden Richtlinien nicht für nötig erachte. Vielmehr müssten die bestehenden Richtlinien besser umgesetzt werden.

In der Abstimmung am Mittwoch stimmten 555 Parlamentarier für eine Entschliessung zum Schutz der Tiere auf Transporten, die nun der Kommission und dem Europäischen Rat übermittelt wird. Wenn auch der angepasste Text der Entschliessung immer noch verbesserungswürdig ist, Fragen offen lässt und die 8 Stunden Grenze relativiert, so beinhaltet er doch deutliche Verbesserungen zum heutigen Stand und ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Entschliessung sendet an die Kommission und den Rat das deutliche Signal, dass das Parlament und die europäischen Bürger endlich eine Überarbeitung der bestehenden (und klar ungenügenden) Regelung für Tiere auf Transporten (1/2005) verlangen.

Nachfolgend finden Sie den Pressetext des EU Parlamentes in DEU und ENG sowie den Text der Entschliessung, ebenfalls in beiden Sprachen.

Bestehendes Tierleid lindern und zukünftiges Elend verhindern: Ihre Spende macht das möglich!